Dienstag, 12. Juli 2011

Widerstand

S-Bahnhof    Stresow
Heute morgen bin ich, wie gewohnt, zum Spielplatz gegangen und habe dort meine Gymnastik gemacht. Bei der zweiten Stufe angelangt, wurde ich Zeuge eines kleinen Konfliktes zwischen einem Fahrradfahrer und einem Team von Stadtgärtnern, welche gerade mit ihrem Fahrzeug auf dem Kiesweg vor mir angehalten hatten, um nach den Schaukeln und anderen Spielgeräten zu sehen, welche dort aufgestellt sind.
Der Radfahrer fühlte sich in seinem Fortkommen behindert, weil die Stadtgärtner mit ihrem Fahrzeug mitten auf dem Weg angehalten hatten, so, dass der Radfahrer hätte durch die Wiese ausweichen müssen. Das wollte er offenbar nicht und wollte die Stadtgärtner dazu bewegen, ihr Fahrzeug auf den nicht weit davon entfernten Parkplatz zu stellen. Dabei vergriff er sich entweder im Ton, oder diese Leute waren tatsächlich nicht sehr offen für diese Aufforderung und widersetzten sich stattdessen. 
Als der Radfahrer etwas barscher im Ton wurde und sie anherrschte, sie mögen seiner Aufforderung Folge leisten, begannen sie sich lustig über ihn zu machen und wünschtem ihm noch einen schönen Tag. Sie benahmen sich so, als sei er ein Clown, ein Irrer, oder nicht ernst zu nehmen und blieben dabei, ihren "Fehler" nicht korrigieren zu wollen.
Der Radfahrer verabschiedete sich mit den Worten: 
"Ihr werdet noch sehen, was das für Folgen haben wird!" Er hinterließ also noch eine Drohung, dass er mit der Situation und ihrem Verlauf nicht zufrieden war und bereit dazu ist, für seine Genugtuung zu sorgen.
Auch das nahmen die Stadtgärtner nicht weiter ernst. Wobei ich mir nicht ganz sicher bin, ob da nicht der eine oder  andere schon über mögliche Konsequenzen nachgedacht haben mag.


Eine ähnliche Situation habe ich kürzlich selbst erlebt: Ich war auf der Fahrt mit dem Rad in die Stadt. Auf der Höhe der S-Bahn Station Westend nach der Brücke fuhr mir ein großer  Landrover mitten auf den Radweg und blieb dort stehen. Der Fahrer, ein Mann, der aus einem Bodybuildingstudio hätte sein können, stieg aus und ich fragte ihn noch, ob er dort stehen bleiben möchte. "Für die paar Minuten...", meinte er und lief in das Motorradgeschäft auf der rechten Seite und ließ mich mit meinem Rad stehen. "Ich könnte Sie jetzt anzeigen!", rief ich ihm noch hinterher, aber das schien den Mann nicht weiter zu stören. Ein Passant, der alles mit beobachtet hatte, meinte, dass das die absolute Frechheit gewesen sei, sich mitten auf den Radweg zu stellen, ohne sich auch nur einen Funken Gewissen darum zu machen, ob dieses Verhalten nun rechtens sei oder nicht. 

So fühlt sich Widerstand an: Der andere will nicht, hat kein Einsehen. 
Oder im ersten Fall: Die anderen wollen nicht, ja sie fühlen sich im Recht und machen sich noch lustig!

Nichts mit "Dein Wille geschehe" ?


Was ist hier geschehen? Wessen Wille ist hier geschehen? 

Menschen fragen mich immer wieder: "Warum lässt Gott diese oder jene Ungerechtigkeit zu?"
Fachleute nennen das die Frage nach dem Theodicè. 
Offenbar hat uns Gott ein Selbstbestimmungsrecht gelassen. Sonst würde wahrscheinlich alles hier auf Erden wie "am Schnürchen" laufen, keiner bräuchte sich mehr zu beschweren; aber der eigene Wille, der wäre vollständig unterdrückt!
Ich finde es gut, dass Gott uns den eigenen Willen gelassen hat. Selbst, wenn dadurch Dinge passieren, welche diese Welt in ein sehr dunkles Licht tauchen. Dinge, wie Krieg, Mord, Totschlag, Raub, Betrug, Verrat und Übervorteilung; so, wie sie jeden Tag geschehen und uns allen bekannt sind. 
Ich habe den freien Willen. Jede meiner Entscheidungen ist tatsächlich meine eigene. 

Sie könnte es zumindest sein, wenn ich nur auf so etwas, wie meine eigene "innere Stimme" hören würde. Doch oftmals lasse ich andere für mich sprechen und glaube dann, dass die mich ja beeinflusst haben und nicht ich, sondern die für die daraus folgende Tat verantwortlich sind. 
Doch das ist ein riesiger Irrtum:
Ich bin für jede meiner Handlungen, für mein Verhalten, allein und selbst verantwortlich!
Am Lietzensee
Die goldene Farbe in unserer "Trikolore"(Schwarz/Rot/Gold), der bundesdeutschen Flagge, ist ein Symbol für diese Freiheit.
Mit dieser Freiheit, wenn ich sie in Anspruch nehme, übernehme ich auch die Verantwortung für meine Handlungen und mögliche Folgen, welche sich daraus ergeben.
Gold ist ein Metall, was von den Menschen für sehr wertvoll erachtet wird. Es glänzt wie die Sonne und spiegelt deren Strahlen wieder. 

Was spiegele ich als Mensch wieder?

Bin ich frei zu tun und zu lassen, was ich will? 
Oder bedeutet Freiheit etwas anderes?
Augustinus sagte: "Bete und tu was du willst." 
Er verließ sich darauf, dass derjenige, welcher betet, diese innere Stimme "hört" und dann die Freiheit spürt, welche dazu gehört - und dann die Tat tut, welche sich gehört.