Donnerstag, 26. August 2010

Grenzüberschreitungen



Jetzt hat der Mensch aber festgestellt, dass dieses sehr sinnvolle Schutzsystem (siehe:EnergieErleben) durch Training überlistet werden kann. Die Grenzen von Schmerz und Ohnmacht sind verschiebbar. Zuerst waren das sehr einfache Entdeckungen, wie das Feuer machen, in Höhlen wohnen und sich Werkzeuge anfertigen, um die Kraft der eigenen Hände zu vergrößern. Später kamen dann der elektrische Strom hinzu und die Möglichkeit, sich von der Erde hin zu dem erdnächsten Trabanten, dem Mond zu bewegen.
Das hat an unseren natürlichen Grenzen sehr viel verändert.
Bei der Einführung der ersten Eisenbahn Nürnberg-Fürth (7.Dez. 1835) glaubten manche Menschen noch, die Beschleunigung des Körpers durch diese Dampfmaschine könne zu Krankheiten führen. Heute sind wir in der Lage, Menschen zu trainieren, um Beschleunigungen zu erreichen, welche die Erdanziehungskraft überwinden und ein Vielfaches des eigenen Gewichtes ausmachen. Ein normaler Mensch wird bei der Beschleunigung auf ein Dreifaches seines Körpergewichtes (3G) bereits ohnmächtig. Durch Training kann die Beschleunigung auf die erforderlichen 11G gesteigert werden, die entstehen beim Verlassen der Erdoberfläche.
Ob diese Beschleunigung in eine Richtung  nicht doch zu Langzeitschäden führt, welche aus dem Zuviel an EnergieErleben resultieren, das wurde bis heute weder gesehen noch untersucht.
Dazu möchte ich wieder zwei Beispiele anfügen:
1) Nach der Autobahnfahrt.
Nach einer Autobahnfahrt ohne Pause ( sagen wir über 400 Kilometer) komme ich zuhause an und setze mich in mein Wohnzimmer. Auf einem Tisch 3 Meter von mir entfernt steht eine Vase. Während ich sie so betrachte, scheint sie ständig sich von mir weg zu bewegen, obwohl ich sitze und die Vase steht.
Was ist passiert? Nun, durch die lange Fahrt hat ein Prozess in meinem Körper angefangen, welcher Eindrücke von Dingen, welche mir im Auto durch die Windschutzscheibe entgegenkamen, ständig löschen und ins Verhältnis zu meiner Eigenbewegung im Auto bringen mußte. Das scheinbar Bedrohliche wurde immer wieder neutralisiert und zu der Bewegung eine Gegenbewegung im Gehirn simuliert, die meine Wahrnehmung vor Überreizung schützte. Jetzt, nach der Autofahrt ist dieser innere Prozess offenbar noch nicht zur Ruhe gekommen. Wahrnehmungen außerhalb von mir schiebt das Gehirn immer noch von mir weg, obwohl ich nicht mehr im Auto sitze.
2) Karussellfahrt: Drehe ich mich um meine eigene Achse, oder sitze ich in einem Karussell und beende meine Drehung und stehe wieder auf dem Boden, kann es dennoch sein, dass ich noch den Eindruck habe, die Drehung hätte noch nicht aufgehört, ja mir kann sogar schwindelig werden. Erst wenn ich eine Weile ruhig atme und einen Punkt außerhalb von mir bewußt fixiere beruhigt sich mein Schweresinn wieder und ich kann ohne Beschwerden weitergehen. 
Diese zwei Beispiele zeigen, dass Belastungen des Körpers durch EnergieErleben und Überschreiten gewisser Grenzen durchaus Nachwirkungen haben können.
Deshalb war die Angst der Menschen, welche die erste Dampflokomotive sahen nicht ganz unberechtigt.
Und auch wenn ich in den Urlaub fahre, erlebe ich es immer wieder, dass ich erst nach zwei bis drei Tagen eine wirkliche Entspannung erlebe, gerade so, als wäre ein Teil von mir noch zuhause und hätte diese Zeit gebraucht, um bei meinem Urlaubsort anzukommen. Was ist es also, was eine Beschleunigung beim EnergieErleben mit mir macht?
Wenn ich nach starken Belastungsphasen ausruhe, erlebe ich immer wieder zuerst eine Verschlimmerung meiner Situation. Das könnte auf den irrtümlichen Rückschluß führen, ich dürfe keine Pausen machen, weil die mir nicht gut tun. Mein Körper signalisiert mir zunächst ja ein Unwohlsein. Erst, wenn ich begriffen habe, dass diese Signale eine Folge meiner Überbelastung gewesen sind, kann ich sie zulassen und dem Körper die notwendige Ruhe gönnen.
Umgekehrt kann ich meinen Körper durch Unterforderung soweit bringen, dass er gar keine Leistung mehr bringen möchte und mir bei jedem Versuch, ihn zu belasten, Unlust signalisiert.
Es kann nun zur täglichen Aufgabe werden, da das rechte Maß zu finden. Ich denke, dass regelmäßige Rituale, das heißt eine tägliche Abfolge von Übungen, welche ich in meinen Tagesablauf einbinde, eine gute Möglichkeit darstellen, den Körper auf einem bestimmten Bewegungs- und Wahrnehmungsniveau zu halten.
Ich erreiche diesen Zustand durch regelmäßige Meditation und Körpertraining. So bleibt mir die Wahrnehmungsmitte wie im Kapitel "EnergieErleben", am Beispiel des ersten Gefäßes dargestellt, erhalten.

Energie Erleben


Nachdem ich den zweiten Energiesatz gebildet hatte, der wie folgt lautet:
"Es gibt nur  e i n e  Energie"  ,
möchte ich auf das Erleben eingehen, welches sich bei der Wahrnehmung einer EnergieÜbertragung einstellt.

als "positiv" empfinden wir:

Aktivität, Bewegung, Veränderung, weil sie unser Leben bereichern, uns neueRäume erschließen und uns aus "alten Gefängnissen" entlassen.

als "negativ" emfunden wird eine Sache, oder ein Mensch, welcher inaktiv ist, scheinbaren Stillstand zeigt, oder uninteressant wird, weil immer dasselbe von ihm zu hören, oder zu sehen ist. Warum? Nun, weil das scheinbar dem Tod sehr ähnelt und deshalb bedrohlich wirkt, keine Befreiung mit sich bringt und eher einschläfert, als dass es Wachheit erfordert.

Somit wird Aktivität in den Vordergrund gerückt, während Ausruhen zwar als notwendig erkannt ist, jedoch nur als Zwang wahrgenommen wird, nicht als gleich bedeutsam.

Wenn ich jetzt das Gefäß unserer Wahrnehmung noch einmal als Bild benutze (siehe Handlungsbedarf Sprache ) sieht das folgendermaßen aus:




Ich kann mir das Gefäß, welches meine Eindrücke erfasst und sammelt als eine Art Kelch oder Schale
vorstellen, dessen Füllstand sich als:

  • neutral (0) = halb gefüllt, oder
  • negativ (-) = nicht gefüllt und 
  • positiv (+) = gut gefüllt, nicht überfüllt
vermittelt.
EnergieVerschiebung


Ein Mittelmaß, welches, wie im ersten Bild dargestellt, eine "wirkliche Mitte" des Gefäßes war, wird nach oben (Hand) verschoben, wenn 'mensch' keine Tiefen, Engpässe und negativen Erlebnisse mehr zuläßt, sich also ein Zuviel an Positivem (Aktivität) zuführt.
Dadurch können sich, wie im unteren Bereich (-) angedeutet, "Schlacken" bilden, welche diesen Erlebnisbereich verdecken und solches Erleben gar nicht mehr möglich machen. So ist die Mitte des Erlebens (0) nach oben gerückt und damit wird die gesamte Erlebnisbreite (vom Kelchboden (-) bis zum Rand (+)) nicht mehr voll genutzt. Alles spielt sich nur noch im oberen Drittel (zwischen (0) und (+) ) der Wahrnehmung ab. Darin sehe ich eine Erlebnisverarmung.

Die gesamte Bandbreite des Erlebens wird aus der Angst heraus gemieden, 'mensch' käme aus der Tiefe (-) nicht mehr, oder nicht schnell genug, bis zum obersten Rand des Kelches. Dabei ist das Ursache - Wirkungsdenken verdreht worden. Der Versuch, die Mitte wiederzuerlangen durch ein Weniger an den sogenannten "positiven Eindrücken" unterbleibt aus Angst, 'mensch' könne an Eindrücken verarmen - zu kurz kommen.
Dabei verarmt seine Erlebnisbandbreite. Konrad Lorenz nannte das den "Wärmetod der Gefühle". Durch die Schonhaltung hat eine Verschiebung in Wirklichkeit von unten nach oben stattgefunden. Der Mensch erlebt durch ein Zuviel weniger als vorher.
Diesen Vorgang verstehen hilft, sich selbst aus dieser Sackgasse der Erlebnisarmut zu befreien. Zu seiner Mitte zurückfinden kann der, welcher durch das Weniger an positivem wieder mehr Bandbreite zuläßt und die  Erlebnisbandbreite damit wieder vergrößert, wie das im ersten Bild vom Kelch dargestellt war.
Durch die Besprechung des Themas EnergieErleben möchte ich also zu dem Verständnis führen, wie der menschliche Körper auf ein Zuviel und immer mehr desselben reagiert und besprechen, wie 'mensch' aus diesem Teufelskreis der Übersättigung herausfindet.
An zwei Beispielen möchte ich diese Erfahrung im EnergieErleben erhärten:
1) Der Asthmaanfall: Durch eine Überreizung der Atemwege kommt es zu einem Anfall. Der Anfallkranke versucht durch ein Mehr an Atemluft, also durch Einatmen, diese Störung instinktiv zu beheben. Aber: Dadurch verschlimmert er nur seine Lage! Wie die meisten wissen, kann diese Art zu hyperventilieren nur dadurch unterbrochen werden, dass 'mensch' sich eine Tüte vor Mund und Nase hält, um mehr mit Kohlendioxid angereicherte Luft (bereits ausgeatmete Luft) zu atmen. Dadurch wird der Eskalationsprozess unterbrochen und die Atmung kann sich wieder normalisieren.
2) Das Ohr in der absoluten Stille. Das Ohr des Menschen ist so angelegt, dass es den stetigen Fluss akustischer Signale als "normal" wahrnimmt. Gehe ich nun mit meinen Ohren in einen Raum, welcher keine Schallwellen an mein Ohr trägt, (wie das in einem sogennanten "schalltoten Raum" für Experimente und Messungen zur Schallerzeugung der Fall ist), beginnen meine Ohren zu schmerzen. Sie signalisieren mir, dass ich mich außerhalb der Normalität befinde. Die Abwesenheit von Aktivität führt in diesem besonderen Fall also zu Schmerzen, weil das Ohr einer Unnormalität ausgesetzt ist. Sonst ist die Überschreitung, ein Zuviel an Hitze zum Beispiel, ein Anlass für den Körper mit Schmerzen zu reagieren. In diesem Fall war es eine Unterschreitung.
Will sagen: Die Grenzen unseres Körpers, was Aktivität, aber auch Inaktivität betrifft, werden uns durch Signale, wie es Schmerzen sein können, angezeigt.