Freitag, 29. Juli 2011

Zuviel und zu wenig

Feuerwerk des Rutenfestes in Ravensburg Di. 26.07.2011

Einmal im Jahr besuche ich meinen Sohn, der jetzt in Schlier bei seiner Großmutter wohnt. Das Rutenfest, ein Heimatfest, das ich von Kindesbeinen an mitgefeiert habe, ist der gegebene Anlass, um für ein paar Tage in meine Heimat zurückzukehren.
Das Bild oben habe ich von dem Feuerwerk gemacht, das zum Abschluss des Rutenfestes in Ravensburg stattfand. Ich nehme dieses Bild als Vergleich zur Darstellung des Wortes „Ekstase“, was griechischen Ursprungs ist, und bedeutet: „Außer sich sein“. 
Ekstase kann kurzfristig als ein Glückszustand wahrgenommen werden, ist aber auf Dauer nicht angebracht, weil der Bezug zur Realität verloren geht, weil das rechte Maß im Erleben der Wirklichkeit überschritten ist.
Was da dann fehlt ist die Umkehr und Abkehr von einer Haltung, welche den Kontakt zu sich selbst verloren hat und sich ganz der Hingabe an äußere Erscheinungen zugewandt hat, so genannte „Sensationen“.
Manchmal scheint es ganz sinnvoll zu sein, eine solche Haltung einzunehmen. Zum Beispiel dann, wenn der Enthusiasmus für ein Ziel, welches ‚mensch’ sich vorgenommen hat, verloren gegangen ist.
Enthusiasmus ist ein Zustand der Begeisterung. Enthusiasmus kann ‚mensch’ zum Beispiel für seine Arbeit entwickeln. 
Er hat sich vorgestellt, wie erfüllend es sein könnte, sich für eine Sache zu engagieren, welche zum Beispiel den Weltfrieden fördern möchte.
Anfangs zeigen sich auch kleine Erfolge: 
Er trifft Menschen, welche sich für das gleiche Ziel einsetzen und geht mit ihnen ein Bündnis ein. Die Gruppe kann sich auf erste Pläne und Handlungsabsichten verständigen und beginnt ein Konzept zu erarbeiten. Doch dann treten die üblichen menschlichen Konflikte auf, weil jeder Kopf wieder eine andere Vorstellung und Erlebenswelt in sich trägt. 
Die Sache kommt zu einem Stillstand und jetzt ist der erste Enthusiasmus verflogen.
Ich erlebe wieder die gleiche Ohnmacht, das gleiche Gefühl von Sinnlosigkeit und die gleiche Frustration als wäre ich wieder allein mit meinen Bemühungen, und bin enttäuscht darüber, dass Menschen so sind, wie sie sind.
An einer solchen Stelle kann es sinnvoll sein, in die andere Richtung zu gehen, sich abzulenken von den Schwierigkeiten, welche aufgetaucht sind und seine ganze Hingabe an äußere Erscheinungen abzugeben. 
Das wird so lange währen, bis die Erkenntnis durchkommt: Das ist es auch nicht! Mit dem Festhalten an äußeren Sensationen verliere ich mich selbst, meine innere Ruhe wird gefährdet und ich verliere den Kontakt zu mir.
Obwohl in beiden Worten ein Hinweis steckt, wo diese beiden Haltungen, Ekstase und Enthusiasmus, letztlich hinführen: zu Gott, praktizieren sie eine jeweils andere Handlungsweise und haben demnach auch andere Wirkungen auf mich und auf meine Umwelt.
An einem Vorfall, den ich kürzlich erlebte, will ich jetzt erklären, wie ich das meine:
Am letzten Abend vom Rutenfest war ich zum Festplatz gefahren, um das Feuerwerk zu sehen.
Ich wollte danach mit dem Leihwagen, mit welchem ich nach Ravensburg gefahren war, gleich noch weiterfahren zu meiner Schwester, welche etwa hundert Kilometer von Ravensburg weg in der Schwäbischen Alb wohnt. An diesem Abend werden die sonst für die Festbesucher zur Verfügung stehenden Parkplätze abgeriegelt, weil auf diesem Platz dann das Feuerwerk gezündet wird und ein relativ großer Sicherheitsbereich freigehalten werden muss. Also musste ich mein Fahrzeug auf einem Kundenparkplatz eines nahegelegenen Großmarktes abstellen. Dabei dachte ich noch nicht an die Abfahrt nach dem Feuerwerk, sonst hätte ich folgenden Fehler nicht gemacht: Ich stellte das Fahrzeug so ab, wie ich angefahren kam und musste beim Ausparken rückwärts fahren. Dabei dachte ich nicht an die Schwierigkeiten, welche entstehen würden, wenn  tausende Besucher nach diesem Feuerwerk wieder aufbrechen wollen: Es entstand tatsächlich ein heilloses Durcheinander und ein Stau, welcher sich mindestens eine Stunde lang nicht auflöste.
Rückwärts habe ich nun mal keine Augen und auf einem stockdunklen Parkplatz ist es keine leichte Sache, ein Fahrzeug aus einer Parklücke hinaus zu manövrieren, wenn hinter einem eine Schlange steht, welche sich auf den Ausgang des Parkplatzes zu bewegt.
Der durch den Massenandrang entstandene Druck verschärfte sich zusehends und ich hätte da eigentlich mehr Ruhe an den Tag legen sollen. Aber die vorher erlebten Ereignisse schienen das nicht zuzulassen. Ein Spektakel am Nachthimmel mit in verschieden Farben schimmernden Feuergarben und lautem Getöse, Krachen, Knacken und Schwirren war da kurz zuvor geboten worden und ich hatte es mit genossen und stand noch voll unter dem Eindruck dieses Ereignisses. Der Kopf war noch nicht wieder klar genug, richtig zu denken und danach auch zu handeln: nämlich besonnen und ohne Zeitdruck auf eine Ausfahrtmöglichkeit zu warten.
Ich hatte auch meiner Schwester versprochen, gleich nach dem Feuerwerk loszufahren. Aber an diese Art der Verzögerung hatte ich nicht gedacht. Es wurde laut gehupt und skandiert und ohne Ende gedrängelt, wie sich Menschen in so einer Situation eben verhalten: Egoistisch.
Ich konnte eine Dame mit ihrem Fahrzeug neben mir irgendwann doch noch davon überzeugen, dass sie besser daran täte, ihr Fahrzeug zu wenden und vorwärts auszuparken. Das war möglich, weil neben ihr einige Fahrzeuge schon weggefahren waren. Und so gelang es mir mit demselben Manöver mein Fahrzeug zu wenden und vorwärts aus dem Parkplatz herauszukommen.
Will sagen: Durch stures und rücksichtsloses, vom „Ego“ getriebenes Verhalten entwickeln sich immer wieder Engpässe unter Menschen, welche sich letztlich nur durch Einsicht, Toleranz und Verhaltensänderung überwinden lassen.
Wie kann ein Mensch dahin gelangen, dass sie/er sich von etwas anderem als diesem „Ego“ bewegen und führen lässt und dennoch sich als Mensch nicht benachteiligt fühlt?
Ich denke, dass genau diese Geschichte über das „Rückwärtsausparken“ eine Lösung anbietet:
Hätte ich sofort versucht, meine Schwester anzurufen und sie ins Bild über die Lage zu setzen, wäre mir der Erfüllungsdruck ein Stück weit genommen worden, aus dieser Situation mich allein und ohne fremde Hilfe befreien zu müssen. Die Angst, „ES“ nicht schaffen zu können, hat mich zu der irrigen Annahme geführt, ich müsste dieses Problem allein und ohne fremde Hilfe bewältigen und hat dann ein entsprechendes, fehlerhaftes Verhalten bewirkt.  
So entwickelte ich ein Zuviel an Wollen und dabei ging mir Hilfe, Verbindung und Unterstützung verloren und ich landete beim Zuwenig an Übersicht, kontrollierter und zufriedenstellender Handlung.
Diese Erfahrung hat mich zwar einen Blechschaden gekostet, welchen ich jetzt nachträglich wieder gut machen muss, aber in Wirklichkeit ist mir dadurch etwas deutlich geworden, was sich weder in Zahlen ausdrücken lässt, noch jemals bezahlt werden kann.
Was kann ich also tun, wenn das Gefühl des „En theou son“ (das sich in Gott geborgen fühlen) wieder einmal verloren geht und ich in eine Position gerate, welche mir das Gefühl vermittelt,  „Ek thea son“ (aus dem Göttlichen gefallen zu sein) ich hätte keinen Schutz, keine Zeit, bin ungeborgen, fühle mich benachteiligt, ohne Hilfe, und Hülle, verzweifelt und außer mir?
Ich werde schauen, wie sich in diesem Moment der Bedrängnis ein „Kontakt“ herstellen lässt. 
Fotograf : Erzalibillas 
Die Erschaffung Adams
Michelangelo, zwischen 1508 und 1512
Fresko, 480 cm × 230 cm
Sixtinische Kapelle

Dienstag, 12. Juli 2011

Widerstand

S-Bahnhof    Stresow
Heute morgen bin ich, wie gewohnt, zum Spielplatz gegangen und habe dort meine Gymnastik gemacht. Bei der zweiten Stufe angelangt, wurde ich Zeuge eines kleinen Konfliktes zwischen einem Fahrradfahrer und einem Team von Stadtgärtnern, welche gerade mit ihrem Fahrzeug auf dem Kiesweg vor mir angehalten hatten, um nach den Schaukeln und anderen Spielgeräten zu sehen, welche dort aufgestellt sind.
Der Radfahrer fühlte sich in seinem Fortkommen behindert, weil die Stadtgärtner mit ihrem Fahrzeug mitten auf dem Weg angehalten hatten, so, dass der Radfahrer hätte durch die Wiese ausweichen müssen. Das wollte er offenbar nicht und wollte die Stadtgärtner dazu bewegen, ihr Fahrzeug auf den nicht weit davon entfernten Parkplatz zu stellen. Dabei vergriff er sich entweder im Ton, oder diese Leute waren tatsächlich nicht sehr offen für diese Aufforderung und widersetzten sich stattdessen. 
Als der Radfahrer etwas barscher im Ton wurde und sie anherrschte, sie mögen seiner Aufforderung Folge leisten, begannen sie sich lustig über ihn zu machen und wünschtem ihm noch einen schönen Tag. Sie benahmen sich so, als sei er ein Clown, ein Irrer, oder nicht ernst zu nehmen und blieben dabei, ihren "Fehler" nicht korrigieren zu wollen.
Der Radfahrer verabschiedete sich mit den Worten: 
"Ihr werdet noch sehen, was das für Folgen haben wird!" Er hinterließ also noch eine Drohung, dass er mit der Situation und ihrem Verlauf nicht zufrieden war und bereit dazu ist, für seine Genugtuung zu sorgen.
Auch das nahmen die Stadtgärtner nicht weiter ernst. Wobei ich mir nicht ganz sicher bin, ob da nicht der eine oder  andere schon über mögliche Konsequenzen nachgedacht haben mag.


Eine ähnliche Situation habe ich kürzlich selbst erlebt: Ich war auf der Fahrt mit dem Rad in die Stadt. Auf der Höhe der S-Bahn Station Westend nach der Brücke fuhr mir ein großer  Landrover mitten auf den Radweg und blieb dort stehen. Der Fahrer, ein Mann, der aus einem Bodybuildingstudio hätte sein können, stieg aus und ich fragte ihn noch, ob er dort stehen bleiben möchte. "Für die paar Minuten...", meinte er und lief in das Motorradgeschäft auf der rechten Seite und ließ mich mit meinem Rad stehen. "Ich könnte Sie jetzt anzeigen!", rief ich ihm noch hinterher, aber das schien den Mann nicht weiter zu stören. Ein Passant, der alles mit beobachtet hatte, meinte, dass das die absolute Frechheit gewesen sei, sich mitten auf den Radweg zu stellen, ohne sich auch nur einen Funken Gewissen darum zu machen, ob dieses Verhalten nun rechtens sei oder nicht. 

So fühlt sich Widerstand an: Der andere will nicht, hat kein Einsehen. 
Oder im ersten Fall: Die anderen wollen nicht, ja sie fühlen sich im Recht und machen sich noch lustig!

Nichts mit "Dein Wille geschehe" ?


Was ist hier geschehen? Wessen Wille ist hier geschehen? 

Menschen fragen mich immer wieder: "Warum lässt Gott diese oder jene Ungerechtigkeit zu?"
Fachleute nennen das die Frage nach dem Theodicè. 
Offenbar hat uns Gott ein Selbstbestimmungsrecht gelassen. Sonst würde wahrscheinlich alles hier auf Erden wie "am Schnürchen" laufen, keiner bräuchte sich mehr zu beschweren; aber der eigene Wille, der wäre vollständig unterdrückt!
Ich finde es gut, dass Gott uns den eigenen Willen gelassen hat. Selbst, wenn dadurch Dinge passieren, welche diese Welt in ein sehr dunkles Licht tauchen. Dinge, wie Krieg, Mord, Totschlag, Raub, Betrug, Verrat und Übervorteilung; so, wie sie jeden Tag geschehen und uns allen bekannt sind. 
Ich habe den freien Willen. Jede meiner Entscheidungen ist tatsächlich meine eigene. 

Sie könnte es zumindest sein, wenn ich nur auf so etwas, wie meine eigene "innere Stimme" hören würde. Doch oftmals lasse ich andere für mich sprechen und glaube dann, dass die mich ja beeinflusst haben und nicht ich, sondern die für die daraus folgende Tat verantwortlich sind. 
Doch das ist ein riesiger Irrtum:
Ich bin für jede meiner Handlungen, für mein Verhalten, allein und selbst verantwortlich!
Am Lietzensee
Die goldene Farbe in unserer "Trikolore"(Schwarz/Rot/Gold), der bundesdeutschen Flagge, ist ein Symbol für diese Freiheit.
Mit dieser Freiheit, wenn ich sie in Anspruch nehme, übernehme ich auch die Verantwortung für meine Handlungen und mögliche Folgen, welche sich daraus ergeben.
Gold ist ein Metall, was von den Menschen für sehr wertvoll erachtet wird. Es glänzt wie die Sonne und spiegelt deren Strahlen wieder. 

Was spiegele ich als Mensch wieder?

Bin ich frei zu tun und zu lassen, was ich will? 
Oder bedeutet Freiheit etwas anderes?
Augustinus sagte: "Bete und tu was du willst." 
Er verließ sich darauf, dass derjenige, welcher betet, diese innere Stimme "hört" und dann die Freiheit spürt, welche dazu gehört - und dann die Tat tut, welche sich gehört.

Mittwoch, 23. März 2011

Betriebsblind

 GNU-Lizenz Bildherkunft: Wikipedia "Imperia-Statue" von Bildhauer Peter Lenk

An der Konstanzer Hafeneinfahrt steht eine Statue von Peter Lenk. Er nannte sie „Imperia“, weil sie die eigentliche Herrscherin darstellt. Sie verkörpert das, was ich auch in mir selbst als Sucht und Suche wahrgenommen habe. Der Bildhauer hat diese neun Meter hohe Figur meines Erachtens 1993 als Mahnmal errichtet, um sich und diese Welt kritisch zu hinterfragen. 'Mensch' sieht eine Dirne, die zwei weltliche Würdenträger auf ihren Händen trägt und sich, durch eine Mechanik angetrieben, einmal in drei Minuten um sich selbst dreht. Im gleichnamigen Buch von Paulo Coelho, das 2003 erschienen ist, geht es um 11 Minuten. So sind es doch einzelne Künstler und Kunststücke, welche mich neugierig gemacht und auf eine Betriebsblindheit aufmerksam gemacht haben, welche mit dem Thema Sexualität einhergeht.
Vor Jahren sah ich einmal einen Spruch mit einem lustigen Bild dazu, welcher so lautete: „Wer glaubt, er sei ein Engel, ist blind für seine (eigenen) Mängel!“ Und so bin ich vorsichtig geworden, mich selbst als allzu herausragend gegenüber anderen Zeitgenossen zu sehen. Das Bedürfnis, von sich mehr zu halten, als von anderen, erwächst offenbar aus einem Missverhältnis, einem Mangel, welcher diesem Ungleichgewicht durch eigenes Hervortreten, Glänzen und Prahlen entgegenkommen muss. Der Versuch, sich als größer, besser und schöner als andere sehen zu wollen, ist in der Wurzel ein Mangel an Liebe, welche diesem Menschen fehlt, egal, ob er sie sich selbst verweigert, oder ob sie ihm, aus welchem Grund auch immer, verweigert wird. „Hauthunger“ haben Psychologen das Phänomen genannt, welches ein Defizit im zwischenmenschlichen Bereich darstellt.
Die Kontaktpflege und die Intensität des Kontaktes zu einem anderen Menschen ist, so weit ich weiß, eine Sache des Temperaments. Auch regional erscheinen mir südlicher angesiedelte Menschen als temperamentvoller, als im Norden. Aber, was ich sehr stark vermute, ist, dass ein weiterer Faktor stark dazu beiträgt, ob Menschen sich Kontakt holen, und so ihren Hauthunger stillen, oder den Kontakt eher meiden und so in ein Defizit fallen. Dieser Faktor, meine ich, sei davon abhängig, wie dicht Menschen in einer Stadt beieinander wohnen. Diese scheinbare Nähe – dicht an dicht zu wohnen, in U-Bahnen und Bahnhöfen und an anderen Stellen sich zu drängen -, ist erzwungene, nicht selbst gewählte Nähe und erzeugt eher eine Abspenstigkeit, als dass sie ein Bedürfnis erfüllen könnte. Ja, es ergeben sich meines Erachtens eher mehr Konflikte im Zusammenleben, weil die Bedürfnisse der einzelnen Personen gegenseitig gar nicht wahrgenommen werden.
Was kann also die so provokante Erinnerung an die Problematik durch den Bildhauer  Peter Lenk und seine „Imperia“, die in Konstanz im Hafen steht, für mich – für den Leser meines kleinen Aufsatzes ( neudeutsch „blog“) sein? Sind Sie
betriebsblind? Gönnen Sie sich genügend Hautkontakt? Können Sie sich diesen Kontakt nur in Intimbeziehungen holen, oder gewähren Sie sich und anderen Menschen aus ihrem Umfeld auch diese Nähe und können sich trotz allem abgrenzen?

Donnerstag, 26. August 2010

Grenzüberschreitungen



Jetzt hat der Mensch aber festgestellt, dass dieses sehr sinnvolle Schutzsystem (siehe:EnergieErleben) durch Training überlistet werden kann. Die Grenzen von Schmerz und Ohnmacht sind verschiebbar. Zuerst waren das sehr einfache Entdeckungen, wie das Feuer machen, in Höhlen wohnen und sich Werkzeuge anfertigen, um die Kraft der eigenen Hände zu vergrößern. Später kamen dann der elektrische Strom hinzu und die Möglichkeit, sich von der Erde hin zu dem erdnächsten Trabanten, dem Mond zu bewegen.
Das hat an unseren natürlichen Grenzen sehr viel verändert.
Bei der Einführung der ersten Eisenbahn Nürnberg-Fürth (7.Dez. 1835) glaubten manche Menschen noch, die Beschleunigung des Körpers durch diese Dampfmaschine könne zu Krankheiten führen. Heute sind wir in der Lage, Menschen zu trainieren, um Beschleunigungen zu erreichen, welche die Erdanziehungskraft überwinden und ein Vielfaches des eigenen Gewichtes ausmachen. Ein normaler Mensch wird bei der Beschleunigung auf ein Dreifaches seines Körpergewichtes (3G) bereits ohnmächtig. Durch Training kann die Beschleunigung auf die erforderlichen 11G gesteigert werden, die entstehen beim Verlassen der Erdoberfläche.
Ob diese Beschleunigung in eine Richtung  nicht doch zu Langzeitschäden führt, welche aus dem Zuviel an EnergieErleben resultieren, das wurde bis heute weder gesehen noch untersucht.
Dazu möchte ich wieder zwei Beispiele anfügen:
1) Nach der Autobahnfahrt.
Nach einer Autobahnfahrt ohne Pause ( sagen wir über 400 Kilometer) komme ich zuhause an und setze mich in mein Wohnzimmer. Auf einem Tisch 3 Meter von mir entfernt steht eine Vase. Während ich sie so betrachte, scheint sie ständig sich von mir weg zu bewegen, obwohl ich sitze und die Vase steht.
Was ist passiert? Nun, durch die lange Fahrt hat ein Prozess in meinem Körper angefangen, welcher Eindrücke von Dingen, welche mir im Auto durch die Windschutzscheibe entgegenkamen, ständig löschen und ins Verhältnis zu meiner Eigenbewegung im Auto bringen mußte. Das scheinbar Bedrohliche wurde immer wieder neutralisiert und zu der Bewegung eine Gegenbewegung im Gehirn simuliert, die meine Wahrnehmung vor Überreizung schützte. Jetzt, nach der Autofahrt ist dieser innere Prozess offenbar noch nicht zur Ruhe gekommen. Wahrnehmungen außerhalb von mir schiebt das Gehirn immer noch von mir weg, obwohl ich nicht mehr im Auto sitze.
2) Karussellfahrt: Drehe ich mich um meine eigene Achse, oder sitze ich in einem Karussell und beende meine Drehung und stehe wieder auf dem Boden, kann es dennoch sein, dass ich noch den Eindruck habe, die Drehung hätte noch nicht aufgehört, ja mir kann sogar schwindelig werden. Erst wenn ich eine Weile ruhig atme und einen Punkt außerhalb von mir bewußt fixiere beruhigt sich mein Schweresinn wieder und ich kann ohne Beschwerden weitergehen. 
Diese zwei Beispiele zeigen, dass Belastungen des Körpers durch EnergieErleben und Überschreiten gewisser Grenzen durchaus Nachwirkungen haben können.
Deshalb war die Angst der Menschen, welche die erste Dampflokomotive sahen nicht ganz unberechtigt.
Und auch wenn ich in den Urlaub fahre, erlebe ich es immer wieder, dass ich erst nach zwei bis drei Tagen eine wirkliche Entspannung erlebe, gerade so, als wäre ein Teil von mir noch zuhause und hätte diese Zeit gebraucht, um bei meinem Urlaubsort anzukommen. Was ist es also, was eine Beschleunigung beim EnergieErleben mit mir macht?
Wenn ich nach starken Belastungsphasen ausruhe, erlebe ich immer wieder zuerst eine Verschlimmerung meiner Situation. Das könnte auf den irrtümlichen Rückschluß führen, ich dürfe keine Pausen machen, weil die mir nicht gut tun. Mein Körper signalisiert mir zunächst ja ein Unwohlsein. Erst, wenn ich begriffen habe, dass diese Signale eine Folge meiner Überbelastung gewesen sind, kann ich sie zulassen und dem Körper die notwendige Ruhe gönnen.
Umgekehrt kann ich meinen Körper durch Unterforderung soweit bringen, dass er gar keine Leistung mehr bringen möchte und mir bei jedem Versuch, ihn zu belasten, Unlust signalisiert.
Es kann nun zur täglichen Aufgabe werden, da das rechte Maß zu finden. Ich denke, dass regelmäßige Rituale, das heißt eine tägliche Abfolge von Übungen, welche ich in meinen Tagesablauf einbinde, eine gute Möglichkeit darstellen, den Körper auf einem bestimmten Bewegungs- und Wahrnehmungsniveau zu halten.
Ich erreiche diesen Zustand durch regelmäßige Meditation und Körpertraining. So bleibt mir die Wahrnehmungsmitte wie im Kapitel "EnergieErleben", am Beispiel des ersten Gefäßes dargestellt, erhalten.

Energie Erleben


Nachdem ich den zweiten Energiesatz gebildet hatte, der wie folgt lautet:
"Es gibt nur  e i n e  Energie"  ,
möchte ich auf das Erleben eingehen, welches sich bei der Wahrnehmung einer EnergieÜbertragung einstellt.

als "positiv" empfinden wir:

Aktivität, Bewegung, Veränderung, weil sie unser Leben bereichern, uns neueRäume erschließen und uns aus "alten Gefängnissen" entlassen.

als "negativ" emfunden wird eine Sache, oder ein Mensch, welcher inaktiv ist, scheinbaren Stillstand zeigt, oder uninteressant wird, weil immer dasselbe von ihm zu hören, oder zu sehen ist. Warum? Nun, weil das scheinbar dem Tod sehr ähnelt und deshalb bedrohlich wirkt, keine Befreiung mit sich bringt und eher einschläfert, als dass es Wachheit erfordert.

Somit wird Aktivität in den Vordergrund gerückt, während Ausruhen zwar als notwendig erkannt ist, jedoch nur als Zwang wahrgenommen wird, nicht als gleich bedeutsam.

Wenn ich jetzt das Gefäß unserer Wahrnehmung noch einmal als Bild benutze (siehe Handlungsbedarf Sprache ) sieht das folgendermaßen aus:




Ich kann mir das Gefäß, welches meine Eindrücke erfasst und sammelt als eine Art Kelch oder Schale
vorstellen, dessen Füllstand sich als:

  • neutral (0) = halb gefüllt, oder
  • negativ (-) = nicht gefüllt und 
  • positiv (+) = gut gefüllt, nicht überfüllt
vermittelt.
EnergieVerschiebung


Ein Mittelmaß, welches, wie im ersten Bild dargestellt, eine "wirkliche Mitte" des Gefäßes war, wird nach oben (Hand) verschoben, wenn 'mensch' keine Tiefen, Engpässe und negativen Erlebnisse mehr zuläßt, sich also ein Zuviel an Positivem (Aktivität) zuführt.
Dadurch können sich, wie im unteren Bereich (-) angedeutet, "Schlacken" bilden, welche diesen Erlebnisbereich verdecken und solches Erleben gar nicht mehr möglich machen. So ist die Mitte des Erlebens (0) nach oben gerückt und damit wird die gesamte Erlebnisbreite (vom Kelchboden (-) bis zum Rand (+)) nicht mehr voll genutzt. Alles spielt sich nur noch im oberen Drittel (zwischen (0) und (+) ) der Wahrnehmung ab. Darin sehe ich eine Erlebnisverarmung.

Die gesamte Bandbreite des Erlebens wird aus der Angst heraus gemieden, 'mensch' käme aus der Tiefe (-) nicht mehr, oder nicht schnell genug, bis zum obersten Rand des Kelches. Dabei ist das Ursache - Wirkungsdenken verdreht worden. Der Versuch, die Mitte wiederzuerlangen durch ein Weniger an den sogenannten "positiven Eindrücken" unterbleibt aus Angst, 'mensch' könne an Eindrücken verarmen - zu kurz kommen.
Dabei verarmt seine Erlebnisbandbreite. Konrad Lorenz nannte das den "Wärmetod der Gefühle". Durch die Schonhaltung hat eine Verschiebung in Wirklichkeit von unten nach oben stattgefunden. Der Mensch erlebt durch ein Zuviel weniger als vorher.
Diesen Vorgang verstehen hilft, sich selbst aus dieser Sackgasse der Erlebnisarmut zu befreien. Zu seiner Mitte zurückfinden kann der, welcher durch das Weniger an positivem wieder mehr Bandbreite zuläßt und die  Erlebnisbandbreite damit wieder vergrößert, wie das im ersten Bild vom Kelch dargestellt war.
Durch die Besprechung des Themas EnergieErleben möchte ich also zu dem Verständnis führen, wie der menschliche Körper auf ein Zuviel und immer mehr desselben reagiert und besprechen, wie 'mensch' aus diesem Teufelskreis der Übersättigung herausfindet.
An zwei Beispielen möchte ich diese Erfahrung im EnergieErleben erhärten:
1) Der Asthmaanfall: Durch eine Überreizung der Atemwege kommt es zu einem Anfall. Der Anfallkranke versucht durch ein Mehr an Atemluft, also durch Einatmen, diese Störung instinktiv zu beheben. Aber: Dadurch verschlimmert er nur seine Lage! Wie die meisten wissen, kann diese Art zu hyperventilieren nur dadurch unterbrochen werden, dass 'mensch' sich eine Tüte vor Mund und Nase hält, um mehr mit Kohlendioxid angereicherte Luft (bereits ausgeatmete Luft) zu atmen. Dadurch wird der Eskalationsprozess unterbrochen und die Atmung kann sich wieder normalisieren.
2) Das Ohr in der absoluten Stille. Das Ohr des Menschen ist so angelegt, dass es den stetigen Fluss akustischer Signale als "normal" wahrnimmt. Gehe ich nun mit meinen Ohren in einen Raum, welcher keine Schallwellen an mein Ohr trägt, (wie das in einem sogennanten "schalltoten Raum" für Experimente und Messungen zur Schallerzeugung der Fall ist), beginnen meine Ohren zu schmerzen. Sie signalisieren mir, dass ich mich außerhalb der Normalität befinde. Die Abwesenheit von Aktivität führt in diesem besonderen Fall also zu Schmerzen, weil das Ohr einer Unnormalität ausgesetzt ist. Sonst ist die Überschreitung, ein Zuviel an Hitze zum Beispiel, ein Anlass für den Körper mit Schmerzen zu reagieren. In diesem Fall war es eine Unterschreitung.
Will sagen: Die Grenzen unseres Körpers, was Aktivität, aber auch Inaktivität betrifft, werden uns durch Signale, wie es Schmerzen sein können, angezeigt.